„Ärztehäuser sind ein Erfolgsmodell“ – so titelte schon vor Jahren das renommierte Ärzteblatt. Den Medizinischen Versorgungszentren wird sogar zugeschrieben, die Strukturprobleme auf dem Land lösen zu können. Doch was hat es mit Organisationsformen auf sich, bei der sich Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen unter einem Dach zusammenfinden und die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen? Sowohl bei Ärzten und Patienten als auch bei Anlegern.
2022 stellten in Deutschland rund 176 000 Ärzte und Psychotherapeuten die ambulante vertragsärztliche Versorgung sicher. Vermehrt entscheiden sich Ärzte dafür, ihre Tätigkeit in einer Organisationform anzubieten, in der sie kooperativ tätig sind, sei es in einem Ärztehaus, einem Gesundheits- oder Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ). In Ärztehäusern und Gesundheitszentren kommen autarke Einzel- oder Gemeinschaftspraxen, als eigenständige Mieter, zusammen. MVZ in denen Ärzte angestellt sind, werden dagegen von einem Träger betrieben. Die Gemeinsamkeit dieser Angebotsstrukturen ist, dass sich mehrere medizinische Fachbereiche in einem Gebäude befinden und das Angebot meistens noch um beispielsweise eine Apotheke, ein Sanitätshaus oder gar ein Café im Erdgeschoss erweitert wird.
Eine 2016 erschienene Studie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank schätzte die Anzahl der Ärztehäuser damals auf rund 8000. Aktuelle Zahlen, wie viele Ärztehäuser oder Gesundheitszentren es im Jahr 2023 gibt, liegen nicht vor, aber dass der Trend zu kooperativen Strukturen zunimmt, zeigt sich exemplarisch an den Wachstumsraten der MVZ.
Quelle: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister, KBV, *synonym für Gemeinschaftspraxis
Es gibt mehrere Gründe, warum Ärzte die kooperative Organisationsstruktur favorisieren: Zum einen erlaubt die Zusammenkunft verschiedener Ärzte aus diversen Fachbereichen, sich sowohl fachintern als auch -übergreifend austauschen zu können und damit eine bessere Umsorgung zu gewährleisten. Zudem ermöglicht die Bündelung, Kosten zu sparen und Synergien zu heben, indem bspw. technische Geräte oder auch gemeinsam genutzte Bereiche, wie Empfang oder Wartezimmer, bis hin zum Personal, geteilt werden. Drittens, und dies gilt für MVZ, erlaubt das Angestelltenverhältnis, das unternehmerische Risiko einer Niederlassung zu vermeiden, gleichzeitig aber ambulant tätig sein können – ein Aspekt, der insbesondere jungen Ärztinnen wichtig ist, die vermehrt in Teilzeit arbeiten.
Der Vorteil für die Patienten ist, dass ihnen eine umfassende medizinische Versorgung mit komplementärem Angebot, wie einer Apotheke, bei gleichzeitig kurzen Wegen, zur Verfügung steht. Gerade im ländlichen Raum – wo der Ärztemangel besonders ausgeprägt ist – gewährleisten MVZs die ärztliche Versorgung, da sie teilweise Zweitpraxen auf dem Land gründen und durch bspw. Rotationsmodelle, also dem Wechsel zwischen dem Hauptstandort und dem Zweitsitz, auch den ländlichen Raum medizinisch versorgen können.
Und der Vorteil der Anleger? Erstens handelt es sich bei Mietern aus der Gesundheitsbranche um bonitätsstarke Vertragspartner. Dem demografischen Wandel sei Dank, ist – sofern der Standort stimmt und die Erreichbarkeit durch Öffentliche Verkehrsmittel und/oder Parkplätze gegeben ist – die Nachfrage quasi ein Selbstläufer. Schließlich herrscht in Deutschland Ärztemangel, sodass die (Patienten-)Nachfrage das (Ärzte-)Angebot übersteigt. Zweitens erlauben mehrere Mieter unter einem Dach die Diversifikation der Zahlungsströme. Und die Bündelung erlaubt es wiederum den Praxen, wirtschaftlicher zu arbeiten, was abermals den Anlegern zugutekommt.
Auch der Living + Working hat die Attraktivität von Ärzten unter einem Dach erkannt und investiert für seine Anleger in geeignete Objekte, wie bspw. dem „Bergedorfer Tor“ in Hamburg, das u. a. ein MVZ umfasst.