„Unsere Strategie hat sich als robust und belastbar erwiesen.“
Das vergangene Jahr war für die Immobilienbranche herausfordernd – für einige Assetklassen mehr, für andere weniger. Dennoch hat sich der „Living + Working“ gut geschlagen. Warum, erläutert Swiss-Life-KVG-Geschäftsführer Christian Dinger im Interview.
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Wir sind uns wohl einig, dass das kein leichtes Jahr war. Wie fällt Ihr Blick zurück auf die Entwicklung der Immobilienmärkte aus?
Ich würde sagen, dass sich die Märkte im Laufe des Jahres wieder schrittweise etwas erholt haben. Es war durchaus eine positive Entwicklung zu beobachten, auch wenn das Marktgeschehen noch lange nicht das Niveau von vor der Pandemie erreicht hat. In Einzelfällen konnten Verkäufer und Käufer wieder zueinanderfinden, allerdings nicht in allen Nutzungsarten. Derzeit ist der Markt noch sehr selektiv. In ausgewählten Lagen und Assetklassen sehen wir aber wieder anziehende Transaktionsvolumina – wenn auch auf einem niedrigeren Preisniveau, was entsprechend zu höheren Ankaufsrenditen führt als noch vor zwei Jahren.
Wie hat sich der L+W in diesem Umfeld geschlagen? Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?
Es war zweifellos ein herausforderndes Jahr, nicht nur für uns. Ich würde sogar sagen, es war das schwierigste Jahr seit der Finanzkrise. Dennoch hat sich der „Living + Working“-Fonds im Branchenvergleich sehr gut behauptet. Insbesondere durch ein konsequentes und vorausschauendes Liquiditätsmanagement konnten wir die Herausforderungen gut meistern. Diese Stabilität ist das Ergebnis intensiver Bemühungen, die von unseren Anlegern sehr geschätzt werden.
Auch auf der Vermietungsseite machen sich unsere Anstrengungen bemerkbar: Unsere beiden Publikumsfonds weisen einen Vermietungsstand von deutlich über 90 Prozent auf, der Leerstand ist damit minimal. Insbesondere im Bereich „Wohnen“ erwarten wir weiterhin eine sehr hohe Nachfrage.
Wie hat der Fonds auf die Herausforderungen reagiert?
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist das diversifizierte Portfolio des Fonds. Diese ausgewogene Struktur hat uns nicht nur gut durch die Corona-Pandemie geführt, sondern auch durch das schwierige Jahr 2024. Unsere Strategie hat sich als robust und belastbar erwiesen. Wir haben uns bewusst auf die selektive Optimierung des Portfolios konzentriert. Bei den ordentlichen Nettoerträgen konnten wir ein solides Ergebnis erzielen und die Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr um rund zwei Cent pro Anteil erhöhen. Ein tolles Ergebnis in einem herausfordernden Umfeld.
Was erwarten Sie im kommenden Jahr für die Immobilienmärkte?
Wir befinden uns derzeit in einer Rezession, die sich sicherlich auch auf die Vermietungssituation niederschlagen wird. Dort sehe ich die größte Herausforderung, insbesondere im Bürosegment und im stationären Handel. In Abhängigkeit von Lage und Objektqualität können Objekte an Attraktivität und Wert verlieren. Insgesamt bin ich aber nicht zu pessimistisch. Ich rechne mit einer weiteren Entspannung bei den Zinsen, was Immobilien als Anlageklasse wieder attraktiver machen und die Wertentwicklung weiter stabilisieren wird.
Vor allem das Segment „Wohnen“ wird weiter an Bedeutung gewinnen, zumal die Nachfrage ungebrochen hoch ist, die Fundamentaldaten für diese Nutzungsart sind weiterhin gut. Zuversichtlich bin ich auch für Nahversorgungsimmobilien und das Hotelsegment.
Was ist für den L+W im nächsten Jahr geplant?
Die Vermietung wird voraussichtlich anspruchsvoller. Unser Portfolio ist sehr widerstandsfähig, dennoch gilt es, in diesem anspruchsvollen Marktumfeld, insbesondere auf der Renditeseite, weiterhin für Stabilität zu sorgen. Dazu werden wir weitere gezielte und zukunftsorientierte Portfoliooptimierungen vornehmen, um die relative Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern.
Was sind Ihre persönlichen Hoffnungen und Wünsche für 2025?
In diesem fragilen Umfeld, in dem wir uns aktuell befinden, wünsche ich mir vor allem politische Stabilität – sowohl in Deutschland als auch in Europa. Es wäre wichtig, dass Europa wieder enger zusammenfindet und als starker, geeinter Partner in der Welt auftritt. Darüber hinaus hoffe ich natürlich auf ein Ende der großen Konfliktherde weltweit.
Wir brauchen jetzt vor allem Signale, die die Gesellschaft wieder positiv in die Zukunft blicken lassen – wie Mut, Zuversicht und den Willen zur Zusammenarbeit. So können wir gemeinsam die notwendigen Entwicklungen anstoßen und eine stabile Grundlage für kommende Generationen schaffen.
Christian Dinger ist in der Geschäftsführung der Swiss Life Kapitalverwaltungsgesellschaft für die regulierten Spezialfonds und geschlossenen Investmentkommanditgesellschaften zuständig. Zudem ist er als Head Real Estate Fonds und Portfolio Management der Institutionellen Fonds und Kunden für alle institutionellen Produkte und Mandate von Swiss Life Asset Managers Deutschland verantwortlich. Christian Dinger, der seit dem 01.01.2012 bei Swiss Life Asset Managers in Deutschland und der ehemaligen CORPUS SIREO in unterschiedlichen Führungspositionen tätig war, studierte an der Universität Karlsruhe (TH) Bauingenieur- und Wirtschaftsingenieurwesen. Vor seinem Eintritt bei Swiss Life Asset Managers war er für PricewaterhouseCoopers im Bereich Real Estate Advisory tätig.