Im Gespräch mit Thomas Stephan, Head Real Estate IT, und Daniel Bauer, Strategic Project Manager, bei Swiss Life Asset Managers

25.09.2024

Bei Swiss Life Asset Managers haben Sie kürzlich ein großes Digitalisierungsprojekt abgeschlossen. Was hat es damit auf sich? Wo liegen die Vorteile?

Bauer: Das ist richtig, im Juni dieses Jahres konnten wir unser bereits Ende 2019 initiiertes Transformationsprogramm erfolgreich abschließen. Das Ergebnis ist die europaweite Einführung der „Digital Real Estate Platform”, die nun allen relevanten Immobilieneinheiten bei Swiss Life Asset Managers zur Verfügung steht. Diese Plattform bietet eine umfassende Lösung, die unsere gesamte Wertschöpfungskette sowohl prozessual als auch datenmäßig integriert.

Stephan: Die Plattform zielt auf die IT-seitige Optimierung der Prozesse in den Bereichen Ankauf und Verkauf, sowie des Asset-, Portfolio- und Fondsmanagements ab. Auch übergeordnete Bereiche wie Risikomanagement, Research und ESG-Aspekte sind integriert worden. Mittlerweile nutzen rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus sieben Ländern die Plattform, die insgesamt 2300 Assets und 100 Immobilienfonds umfasst, darunter auch der „Living + Working“-Fonds. Dies ermöglicht eine effiziente und effektive Zusammenarbeit und eine optimierte Prozesssteuerung auf einer einzigen Plattform. Eine gesteigerte Effizienz kommt letztlich allen Stakeholdern zugute – auch den Fondsanlegern.

Wie hat das Programm interne Prozesse optimiert?

Stephan: Durch das Programm können viele Prozesse, die früher manuell durchgeführt wurden, nun wesentlich schneller abgewickelt werden. Ein wichtiger Vorteil der Digitalisierung ist die verbesserte Sichtbarkeit der Assets. Die Fondsmanager können die ihnen bekannten Bestandsimmobilien effizienter verwalten und internes Know-how nutzen, um ihre Entscheidungen zu optimieren. Darüber hinaus gibt es nun einen kontinuierlichen Informationsfluss, der alle Fondsmanagerinnen und -manager mit aktuellen Daten versorgt und umfangreiche Informationsmöglichkeiten schon bei der Akquisition bietet. Eine Besonderheit ist, dass die neue Plattform Daten aus dem Asset-Management sowie aus dem Fonds-Management zentral zusammenfasst.

Wie unterstützt die Digitalisierung die Umsetzung von ESG-Zielen in der Immobilienverwaltung?

Bauer: Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von ESG-Zielen, insbesondere im Hinblick auf die Dekarbonisierung. Durch die Nutzung der Digital Real Estate Platform können spezifische Daten wie ESG-Stammdaten und Verbrauchsdaten effektiv analysiert werden, um die Performance und den Energieverbrauch einzelner Assets zu bewerten. So kann genau ermittelt werden, wie weit ein Asset vom angestrebten Energieverbrauchsziel entfernt ist. Auf Basis dieser Daten können dann gezielte Maßnahmen zur Modernisierung der Assets geplant werden, wobei direkt im Tool sichtbar wird, wie der Energieverbrauch durch diese Maßnahmen sinkt und sich somit dem vorgegebenen Zielpfad annähert.

Stephan: Diese ESG-Aspekte sind integraler Bestandteil der Asset-, Portfolio- und Fondsplanung. Ein Fondsmanager hat die Möglichkeit, detaillierte Informationen einer bestimmten Immobilie abzurufen, was eine präzise und zeitnahe Bewertung der Objekte und ihrer Performance ermöglicht. Diese Transparenz und Integration vom Asset Management bis zum Fondsmanagement war bisher in dieser Form nicht möglich. Die digitale Plattform schafft damit die Basis für eine sehr effiziente Umsetzung und Überwachung der ESG-bezogenen Maßnahmen und Ziele.

Sind bereits weitere Projekte für die Zukunft geplant oder in Arbeit?

Bauer: Nach der erfolgreichen Implementierung der „Digital Real Estate Platform” arbeiten wir schon an der nächsten Iteration unserer Digitalisierungsinitiativen. Ziel ist es, die bestehende Plattform weiterzuentwickeln und zusätzliche Use Cases zu integrieren, um die gesamte Wertschöpfungskette weiter zu digitalisieren, die Effizienz zu steigern und datenbasierte Entscheidungen zu ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Risikomanagement: Wir wollen zunehmend vorausschauend arbeiten, indem wir Risikoentwicklungen prognostizieren. Darüber hinaus versuchen wir, interne und externe Perspektiven bestmöglich zu berücksichtigen. Dazu haben wir eine Discovery Phase durchgeführt, um unter anderem Markttrends zu analysieren und zu verstehen, was Investoren erwarten. Wir versuchen also aktiv über den Tellerrand zu schauen, um wettbewerbsfähig und up-to-date zu bleiben.

Stephan: Eine offene Haltung gegenüber neuen Ansätzen ist unerlässlich – insbesondere angesichts der großen Datenmengen und der hohen Datenqualität. Deshalb experimentieren wir bei Swiss Life Asset Managers mit neuen Technologien und Ansätzen.

Wie weit ist die Digitalisierung in der Branche insgesamt bereits fortgeschritten, wo gibt es noch Nachholbedarf?

Bauer: Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat, wird die Bedeutung der Digitalisierung in der Branche oft noch unterschätzt. Derzeit gibt es noch keinen branchenweiten Datenstandard – und auch die Transparenz und Vergleichbarkeit lassen sich teilweise nur schwer herstellen.

Stephan: Zudem steigt der Bedarf an präzisen und aktuellen Daten stetig. Beispielsweise müssen selbst Informationen wie die Entfernung eines Hauseingangs zur nächsten Bushaltestelle ständig verfügbar sein. Um diese enormen Datenmengen zu bewältigen, ist die Digitalisierung mittlerweile unverzichtbar.

Thomas Stephan, Head Real Estate IT und Daniel Bauer, Strategic Project Manager (v. l. n. r.)

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Jetzt mit Freunden teilen!