„Um dem heutigen Kostendruck zu begegnen, müssen wir immer effizienter bauen, ohne dabei an Qualität einzubüßen.“
Trotz des Wohnungsmangels in vielen Städten in Deutschland kommt der Wohnungsbau nicht in Schwung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Nachhaltigkeit und ESG-Maßnahmen. Im Interview erläutert Udo Girke, vor welchen Herausforderungen Projektentwickler heute stehen und wie der Wohnungsbau gefördert werden kann.
Welche Trends bestimmen zurzeit die Projektentwicklungen?
Wir stellen uns den Herausforderungen gestiegener Bau- und Finanzierungskosten, indem wir unsere Projekte kosteneffizienter gestalten. Das Bild von Bauträgern, die hohe Gewinne einfahren, ist ein verbreitetes Missverständnis. Die Kosten für Grundstücke, Baumaterialien und -ausführung sind hoch, dementsprechend auch die Preise für neue Wohnungen. Diese Entwicklung erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – von Verwaltungen über Baupartner –, damit Kosten- und Terminpläne eingehalten werden. Wir müssen ein Gleichgewicht finden, das modernes Wohnen wieder erschwinglich macht.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um auf die aktuellen Trends in der Projektentwicklung zu reagieren?
Wir optimieren unsere Prozesse, um die Kosten unter Kontrolle zu halten und noch effizienter zu bauen. Es gibt einige Maßnahmen, die diesbezüglich zunehmend an Bedeutung gewinnen: Ein noch höherer Vorfertigungsgrad im Bauen beispielsweise spielt eine immer wichtigere Rolle, denn das ermöglicht uns, schneller und kostengünstiger zu produzieren, ohne dabei die Qualität zu vernachlässigen. Zudem setzen wir auf Nachhaltigkeit und reduzieren die CO₂-Bilanz unserer Projekte.
Was müsste passieren, damit der Wohnungsbau in Deutschland wieder Fahrt aufnimmt?
Planungssicherheit ist der entscheidende Faktor, um den Wohnungsbau in Deutschland endlich wieder in Schwung zu bringen. Das betrifft den gesamten Prozess von der Baurechtschaffung bis zur Fertigstellung. Die Dauer von Verwaltungsverfahren muss verlässlich planbar sein. Eine Straffung dieser Verfahren auf das Wesentliche ist unabdingbar. Wir erleben häufig, dass zu viele mitreden und dadurch die eigentlichen Prioritäten verschoben werden. Der Wohnungsbau muss in den Fokus gerückt und gegenüber Einzelinteressen priorisiert werden. Nur so können wir schneller und effizienter vorankommen und Kosten sparen. Ich denke aber, dass das dafür notwendige Umdenken inzwischen eingesetzt hat. Das Ungleichgewicht in den Märkten kommt langsam wieder ins Gleichgewicht. Der starke Anstieg der Baupreise hat sich beruhigt. Darüber hinaus verschaffen die langsam sinkenden Zinsen etwas Entlastung, sodass es durchaus Zuversicht für die Projektentwicklung von Wohnungsbau in Deutschland gibt. Bei Swiss Life Asset Managers haben wir große Projekte in der Pipeline, die wir mit dieser Perspektive planen.
Haben Sie ein Lieblingsquartier?
Mein aktueller Favorit ist das D.STRICT in Düsseldorf. Wir stehen zwar noch am Anfang der Entwicklung, aber die Pläne sind vielversprechend. Wir wollen einen lebendigen, gut durchmischten Ort zum Wohnen schaffen, mit einem starken Fokus auf eine gute Durchmischung von nachhaltigem Städtebau mit grünen Außenbereichen. Dabei legen wir großen Wert auf nachhaltige energetische Konzepte ohne fossile Brennstoffe. Solche groß angelegten Maßnahmen sind in Quartiersprojekten am besten umsetzbar.
Ein weiteres Projekt, das wir zwar nicht selbst entwickelt haben, aber das ich sehr schätze, ist der Prinz-Eugen-Park in München – insbesondere wegen seiner konsequenten Umsetzung in Holzbauweise und der Förderung, die das Projekt erfahren hat.
Der Werkstoff Holz stellt uns vor statische und bauphysikalische Herausforderungen, bietet uns aber auch viel Potenzial, CO₂ im Bau einzusparen. Wir bei Swiss Life Asset Managers suchen nach Wegen, konventionelle Bauweisen mit Holzelementen zu kombinieren, etwa in Fassaden oder Deckenkonstruktionen. Unser Ziel ist es, die besten Einsatzmöglichkeiten zu definieren und gleichzeitig unsere CO₂-Bilanz durch den Einsatz von Holz zu verbessern.
Udo Girke ist Head Construction/Distribution bei Swiss Life Asset Managers Deutschland und leitet in dieser Funktion im Bereich Development das Construction Management sowie das Vertriebs- und Kundenmanagement. Nach seinem Studium an der Technischen Universität Dortmund und einer baurechtlichen Vertiefung war er als Architekt tätig. Danach war er im Construction Management bei CORPUS SIREO Real Estate GmbH beschäftigt, bevor er 2021 zu Swiss Life Asset Managers wechselte.