Im Jahr 2020 litt die Stadt Paris, der Kern der Region Ile-de-France, stark unter den Lockdowns und dem Ausbleiben von Touristen: Insgesamt ging das BIP um 7,5 % zurück – ein moderater Rückgang im Vergleich zu anderen europäischen Städten. Seit dem Ende des dritten Lockdowns hat sich Paris stark erholt, obwohl die außereuropäischen Touristen ausblieben.
Der Einzelhandel in den Hauptstraßen, der in der Zwischenzeit einen starken Anstieg der Leerstände verzeichnete, zeigt sich mit neuen Marken und Gastronomiekonzepten wieder belebt, die die Pariser Berufstätigen und Passanten willkommen heißen. Radwege erfreuen sich in der Hauptstadt aus zwei Gründen zunehmender Beliebtheit: Das voneinander Abstandhalten macht das Fahrrad zu einem sichereren Verkehrsmittel als die U-Bahn, und, was noch wichtiger ist, angesichts des zunehmenden Bewusstseins um die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks nutzen die Pariser gerne das Fahrrad. Paris kehrte zu seinem trendigen und einladenden Stil zurück, da viele Arbeitnehmer es satt hatten, von zu Hause aus zu arbeiten, und unbedingt in ihre Büros zurückkehren wollten. Die Pariser vermissten definitiv die Atmosphäre der Hauptstadt und die sozialen Interaktionen, die zur Steigerung der Effizienz bei der Arbeit und im Büro sehr geschätzt werden.
Der Pariser Büromarkt bleibt angesichts seiner starken wirtschaftlichen Fundamentaldaten und seines vielfältigen Branchenprofils ein wichtiger Standort für langfristige Investments. In den ersten drei Quartalen 2021 lag das Transaktionsvolumen im Bürosektor in der Ile-de-France bei 8,5 Mrd. EUR, wobei mehr als 40 % auf die Kernstadt Paris entfielen. Die Investoren sind sich der Stabilität des Pariser Büromarktes im Vergleich zu anderen großen Teilmärkten in den Außenbezirken bewusst, wenn es um mobiles Arbeiten und sinkende Flächenumsätze geht. In den neun Monaten bis September erreichte der Flächenumsatz in der Region Paris 1,7 Mio. m² und lag damit weit unter dem Durchschnitt von 2,3 Mio. m², der im Zeitraum 2010-2019 registriert wurde. Es waren die Außenbezirke und ein Markt wie La Défense mit seinen Bürotürmen, die von negativen Effekten durch Homeoffice stark beeinträchtigt wurden, was die schwache Gesamtnachfrage nach Büroflächen in der Region Paris erklärt. Die Spitzenmieten sind in La Défense um 15 % gesunken, während die Nachlässe für Büroflächen – bei einer Leerstandsquote von 18 % – einen Höchststand von 30 % erreicht haben.
Umgekehrt hat die robuste Vermietungsaktivität in der Stadt Paris die Spitzenmieten auf 930 EUR/m²/Jahr getrieben – ein neuer Rekordwert, unterstützt durch eine Leerstandsquote von nur 4,3 %. Die zentralen Lagen gelten als flexibler mit Blick auf veränderte Nutzungsformen und neue Konzepte für Büros, was die Pariser Bestände für langfristige Investoren attraktiv macht. Viele internationale Investoren sind an der Seitenlinie geblieben und haben auf Gelegenheiten gewartet, die sich nie ergeben haben. Einheimische oder langfristig orientierte institutionelle Anleger setzen weiterhin auf einen solchen Spitzenmarkt. Die Quadratmeterpreise im Zentrum von Paris liegen bei 18 000 EUR/m² im Vergleich zu 10 000 EUR/m² für Wohnungen. Der Investmentmarkt zeigt, dass der Appetit nicht nachlässt: Die Spitzenrenditen liegen bei etwa 2,7 % auf einem historischen Tiefstand.
Die Aussichten für den Pariser Büromarkt bleiben sehr günstig. Die Stadt beherbergt einen hohen Anteil an Top-Führungskräften, Ingenieuren, Doktoranden und anderen Fachkräften. In den letzten Jahren haben neben Google oder Facebook viele weitere internationale Technologieunternehmen Zentralen in der Pariser Innenstadt eingerichtet. Die meisten von ihnen haben sich in repräsentativen Gebäuden mit historischer Bausubstanz und privaten Gärten niedergelassen, die eine Mischung von Tradition und neuen Büroflächen bieten. Das Beispiel verdeutlicht: Die Attraktivität des Pariser Büromarktes liegt in der Kombination von Leben und Arbeiten, den Möglichkeiten zum Netzwerken und immer stärker der Berücksichtigung von ökologischen Belangen.
Dr. Béatrice Guedj ist Head of Research and Innovation bei Swiss Life Asset Managers in Frankreich. Sie ist für das anlagenübergreifende Research zuständig und maßgeblich an wichtigen Immobilientransaktionen beteiligt. Béatrice Guedj hat einen Doktortitel in quantitativer Ökonomie und war 13 Jahre lang Managing Director Research und Strategie bei Grosvenor Continental Europe.